Sonntag, 9. September 2012

T+4

Hallo ihr Lieben,
wie einige / viele / die Meisten sicherlich wissen, werde ich meinen Master in Schottland machen. Deswegen eröffne ich diesen Blog auch mit einem Post aus Schottland; eigentlich wollte ich schon viel früher schreiben, aber man kommt ja zu nichts.
Eigentlich wollte ich euch in diesem Post auch ganz viele Fotos zeigen, aber ich bin  gerade unterwegs und traue dem Internet nur bedingt. Die Fotos reiche ich nach. ;)
Nun aber zur Sache. Jetzt bin ich seit vier Nächten hier. Und soll ich euch was sagen? Ich hätte es wahrscheinlich nicht besser treffen können. Aberdeen ist eine schöne Stadt, mit einer schönen alten (1459 gegründeten!) Universität und wunderbar netten Einwohnern. Ich bin sicher, dass es hier auch ganz grummelige und unfreundliche Menschen gibt. Die einzige unfreundliche Person die mir jedoch bis jetzt begegnete war eine Mitarbeiterin im Telekomshop. Tja, Pech gehabt, jetzt hab ich eine Prepaid-Karte von O2. Zumindest bis ich meinen Vertrag habe.
Einen Handyvertrag bekomme ich nämlich sobald ich ein britisches Konto habe. Um ein britisches Konto eröffnen zu dürfen brauche ich aber einen britischen Wohnsitz, und da hakt es. Ich habe keine Wohnung. Ich habe kein Zimmer. Ich habe ein Hotelzimmer, aus dem ich morgen ausziehen muss. Morgen ziehe ich nämlich vorerst nach Edinburgh, für 3 - 4 Nächte. Warum? Ganz einfach: Alle Hotels sind voll.
Aberdeen ist die "Ölhauptstadt Europas". Wer jetzt schreit "Halt, nein, das ist doch Rotterdam!" - falsch: Rotterdam ist der Hauptumschlagplatz, wo alles verkauft wir. Hier wird gefördert. Viel gefördert, so wie es scheint. Über meinem Hotel fliegen tagsüber recht oft Hubschrauber vorbei, richtung Meer. Wenn man auf dem Flugradar (flightradar24.com) schaut, dann fliegen die eine Schleife über dem Meer und irgendwann wieder an Land. Das sind die Hubschrauber, die die Ölbohrinseln besuchen (oder was auch immer sie tun). Die Bohrinseln kann man übrigens wohl, bei gutem Wetter, am Horizont sehen. Was man sieht sind Schiffe. Meeeeengen! Von hier geht auch der meiste Verkehr zu den Orkneys und Shetlands, sowohl per Fähre als auch per Mini-Propellerflugzeug. Und ja, morgen geht der Welt-Schweröl-Kongress los - und die ganze Stadt ist voll.
Überhaupt, der Flug und Flughafen. Wir kamen mit einer kleinen KLM-Maschine, einer Fokker 70 für die Technikfreaks. In dieses Flugzeugchen passen 80 Leute (und es gibt sogar sowas wie eine Business Class. :D ) und es gibt bei KLM unterwegs auch auf der Kurzstrecke was zu trinken und einen kleinen Snack. Auf dem Flug von Düsseldorf nach Amsterdam, der ganze 35 Minuten dauerte, gab es O-Saft in Fruchtzwerg-großen Becherchen und eine Waffel. Auf dem Flug von Amsterdam nach Aberdeen gab es auch einiges anderes - Wein erfreute sich irgendwie großer Beliebtheit.
Und dann ist man in Aberdeen. Und Aberdeen ist... nicht groß. Das Kofferband ist fast neben den Check-in-Schaltern, aber von hier fliegt einiges. Zum Beispiel nach Spanien. Von überall anders scheinen kleine Maschinen, ähnlich unserer, zu kommen. Nach Spanien fliegen die Schotten mit einer Boeing 737. Das sagt viel, finde ich. ;)
Zu Aberdeen selbst...der erste Eindruck mag sein, dass hier alles grau ist. Jedes. Einzelne. Haus. ist aus grauem Stein. Warum das so ist wusste ich mal - wenn ich es wieder in Erfahrung gebracht habe sage ich euch Bescheid. Das grau ist aber eigentlich ganz hübsch.
Was Aberdeen auch hat ist eine sehr geschäftige Einkaufsstraße, die Union Street. Die Union Street ist tatsächlich eine vierspurige Straße, wenn eine Busspur da noch breiter, die rechts und links von Geschäften gesäumt ist. Und sie ist immer voll. Immer! Wenn es heißt, der Bus brauche 30 Minuten, dann braucht er einen Großteil davon aus dem Grund, dass die Straße voll ist. Heute ist Sonntag und ich sitze in der Stadt, und auch heute war die Stadt voll als ich reinkam. Bei Gelegenheit mache ich mal ein gutes Foto.
Und ja, hier ist alles Sonntags auf. Unter der Woche werden hier zwischen 5.30 und 6.30 die Bürgersteige hochgeklappt (außer in ein, zwei Einkaufszentren), aber dafür hat auch Sonntags alles bis etwa 5 Uhr auf. Was für ein Luxus!
Das erklärt auch, dass ich gerade in einem Starbucks sitze, deren freies WiFi ausnutze und euch diesen Blogeintrag schreibe. Außerdem muss ich mir noch Abendessen organisieren ;)
Auch schön: Aberdeen hat einen Strand. So richtig. Mit Sand, wenigen Steinen, ein paar Muscheln und der Nordsee. Und wenn das Wetter schön ist, wie gestern, ist da auch gut was los. Ich habe selber gestern ein wenig am Strand gelegen, gelesen, mir die Sonne auf die Nase scheinen lassen und das Wetter genossen. Er ist wirklich schön, sehr sauber und sehr lang. Am Horizont sieht man einiges an Schiffen, mal näher und mal weiter. Der ein oder andere fährt Jetski oder Wasserski und ganz mutige steigen auch in die Nordsee. Ich nicht, wohlgemerkt, mir haben die Füße im Wasser gereicht. Es ist immernoch die Nordsee, und die ist bekanntermaßen nicht das wärmste Meer auf dieser Welt.
Und sonst... man mag über die Schotten sagen, was man will. Sie tragen auf alle Fälle  nicht alle Kilt, sind sehr gastfreundlich, vielleicht geizig (aber da bin ich nicht sicher) und definitiv genauso gut wie die Engländer was Schlange stehen angeht. Ihr Verhältnis zu Salz ist ein ähnliches - sie nehmen gerne mal etwas weniger.
Sie sind allerdings wunderbar gast- und generell einfach sehr freundlich.
So. Und jetzt beende ich das hier. Wer das bis hier gelesen hat: Respekt. :-) Das nächste Mal wenn ihr von mir hört bin ich vermutlich im Hotel, im Zug (hier haben fast alle Busse WiFi, vielleicht die Züge ja auch...) oder in Edinburgh.
Alles liebe, lots of love,
Steffi